Irreführung, Bagatellisierung, Täuschung
- Markus Sommer
- vor 2 Tagen
- 3 Min. Lesezeit
Wenn Nachhaltigkeit nur eine Floskel ist und zur Bürde wird, dann wird man doch wohl etwas flunkern dürfen?
"Die primäre Aufgabe der Stiftung besteht darin, die Potenziale nachhaltiger Dämmlösungen bei Entscheidungsträgern aus Wirtschaft und Politik bekannt zu machen und durch Beratung sowie Aus- und Weiterbildung die Umsetzung konkreter Projekte anzustoßen. Dabei sollen sowohl Energieeinsparpotenziale als auch gesundheitliche Aspekte und Arbeitssicherheit berücksichtigt werden." - so beschreibt sich die 2009 gegründete EiiF, "European Industrial Insulation Foundation", deren zwölf Gründungsmitglieder mehrere Milliarden Euro Umsatz erzielen.
Verstehen Sie uns nicht falsch, jede Dämmung spart Energie und Resourcen, schützt Material und Mensch und auch das Bestreben, die Beschäftigten dieser wichtigen Branche auf neuestem Stand zu halten, zu schulen und weiterzubilden, verdient vollen Respekt.
Wo Licht ist, ist aber oft auch Schatten
Der Asbestskandal vor einigen Jahrzehnten zeigt bis heute seine Auswirkungen. Immer noch sterben Menschen und leider wird es weitere Auswirkungen geben.
Auch damals hatte man viel zu lange auf ein sicher gesetztes Material gesetzt und als die Beweislast immer drückender wurde, das Material absolut nicht mehr tragbar war, wurde auch eine Stiftung gegründet, die
Asbestos Information Association (AIA)
Es klingt wie etwas gutes
Unter toxicdocs.org lesen wir zu AIA: "Für den Laien klingt es harmlos, neutral und legitim:
Asbestos Information Association (AIA).
Tatsächlich handelt es sich jedoch um eine Tarnorganisation, die Ende des 20. Jahrhunderts von der Asbestindustrie gegründet wurde, um sich gegen drohende Regulierungen, insbesondere auf Bundesebene durch die EPA, zu wehren."
Aus Fehlern lernen? Nur wenn es Dich selbst nicht betrifft!
Zurück ins 21. Jahrhundert, ins Heute.
Asbest wird bis heute substituiert, immer noch demontiert und entsorgt, bis heute finden wir die Wunderfaser von einst in Dächern und Wänden, aber auch noch in alten Fabriken.
Findet man heute im Kraftwerksbereich eine Asbestschnur oder eine mit Asbest gedämmte Leitung, werden die Arbeiten sofort eingestellt, der betroffene Bereich wird geräumt, die Fachfirma rückt an, entfernt, reinigt und entsorgt.
Findet man gelblichen Staub beim Demontieren der Asbestsubstitute, dann wissen wir mittlerweile, dass es sich bei diesen Stäuben höchstwahrscheinlich um krebserregendes, hautresorptives und chronisch umweltschädliches Calciumchromat handelt, eine Chrom (VI)-Verbindung, entstanden durch eine unglückliche thermochemische Reaktion zwischen
chromhaltigem Heißteil,
calciumhaltigem Dämmstoff,
bei Temperaturen von über 350°C und
in sauerstoffoffenen Umgebungen.
Dieser Entstehungsprozess ist wissenschaftlich belegt, durch Beobachtungen und Analysen aus der Praxis mehrfach bestätigt und jeder Chemiker und Techniker wird es verstehen, nur anscheinend nicht die oben erwähnte Stiftung zur Bekanntmachung der Potenziale nachhaltiger Dämmlösungen, denn, so lesen wir in der neuesten Bekanntmachung, die wir zwar vorliegen haben, aber -wie so viele Dokumente diesbezüglich- auf der Homepage der Stiftung nicht finden können.
EiiF: "Die Auswirkungen von Chrom (VI) auf die Dämmstoffbranche sind noch nicht abschließend geklärt"???
Ob es sich bei diesem Satz um einen technische oder wirtschaftliche Aussage handelt, weiß nur der Autor des Stiftungsschreibens, wirtschaftlich gesehen könnte er die Sorge ausdrücken, dass man nicht abschätzen kann, was es finanziell für die Branche bedeutet, wenn die Anwender die Chromate beim Deinstallieren der Dämmung freisetzen und aufwändige Dekontaminations- und Entsorgungskosten fällig werden. Technisch könnte der Satz aber auch ausdrücken wollen, dass man die Chromate halt mit einem Phänomen verbinden sollte, welches, wie es am Anfang des Dokuments heißt, "unabhängig vom Dämmstoff" entsteht, nur warum handelt es sich dann ausgerechnet um Calciumchromat, denn nichts anderes ist die entstandene Chrom (VI)-Verbindung?
Kein Calcium - Kein Calciumchromat Andere Anbieter haben es längst kommuniziert
Bereits im Januar 2024 informiert das Bad Bernecker Unternehmen Frenzelit in seiner technischen Info 28 über "Mögliche Chrom (VI)-Bildung bei bestimmten
Hochtemperaturanwendungen"

EiiF: "Soweit wir wissen, gibt es im Moment keine speziellen Vorschriften für den Umgang mit Chrom(VI)-Verbindungen."???
Mit dieser Aussage unterstreicht die EiiF endgültig den vermutlichen Zweck ihres Beschwichtigungspapiers, aber auch hier wollen wir natürlich genau nachschauen.
Wir werfen einen Blick auf die GESTIS-Stoffdatenbank und stellen fest:
Bei Arbeiten mit Chrom (VI)-Verbindungen sind insgesamt zehn (!) Technische Richtlinien für Gefahrstoffe anzuwenden!!!
Es scheint also, dass sich Geschichte wiederholen soll, denn der Einfluss der EiiF auf den Markt und vor allem Behörden ist stark.
Und so bekommt man zwangsläufig das Gefühl, es geht am Ende des Tages wieder num eines, nämlich das, was im grünen Kästchen beschrieben ist:

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